Auch Arequipa ist eine der wichtigen Stationen auf dem Weg durch Perus touristischen Süden. Der Besuch lohnt sich, denn es ist einfach, sich in den strahlenden Gassen und alten Gemäuern der weißen Stadt zu verlieren. Auch für Wanderer ist die Gegend perfekt. Verschneite Gipfel und tiefe Canyons warten darauf, erforscht zu werden.
Arequipa hat seinen Beinamen „Die weiße Stadt“ wirklich verdient. Wer das historische Zentrum hier erkundet, steht gezwungenermaßen irgendwann am „Plaza de las Armas“ und ist geblendet von den weißen Arkaden, die den Hautplatz säumen. Die übergroße, ebenso strahlende Kathedrale tut ihr Übriges. Arequipas Zentrum fühlt sich nicht wirklich südamerikanisch an. Die Spanier haben den vielen alten Gebäuden und filigran verzierten Kirchen definitiv ihren Stempel aufgedrückt. Eines der touristischen Highlights hier ist das Santa Catalina Kloster. Es wird auch als Stadt in der Stadt bezeichnet. Zurecht, denn ohne Beschilderung und Absperrungen hier und da, hätte ich mich mit Sicherheit in den vielen großen und kleinen Zimmern, oder den schmalen Gassen verlaufen. Das Kloster zu erkunden und ein wenig über das Leben, das die Nonnen dort führten, zu erfahren, ist definitiv interessant. Allerdings nicht ganz billig. Für Erwachsene kostet der Eintritt 40/S für Kinder (lustigerweise bis 21 Jahre) nur 20/S. Die bunten, in der Sonne leuchtenden, Kreuzgänge, Bögen und Gassen sind aber jeden Cent wert.
Der Colca Canyon
Doch jetzt zu meinem persönlichen Highlight der Region: Wandern im Colca Canyon. Die schiere Anzahl von Reiseveranstaltern in Arequipas Zentrum lässt einen schnell glauben, dass man unbedingt eine Tour buchen muss, um im „Canyon de Colca“ zu wandern. Quatsch! Es ist einfach, relativ bequem und sicher, die Schlucht auf eigene Faust zu erforschen.
Im Colca Canyon gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu wandern und von Tagestrips bis zu Wochenausflügen ist alles möglich. Unsere persönliche Tour beginnt in Cabanaconde, sechs Stunden Busreise von Arequipa entfernt. Der Ort liegt auf einem Plateau über dem tiefsten Teil des Canyons und ist der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen in der Colca – Landschaft. Nach einer Nacht im beliebten Pachamama Hostel, in dem man nicht nur leckere Pizza und kompetente Beratung, sondern auch eine wirklich hilfreiche Karte bekommt, geht es los. Unsere erste Station, San Juan de Chucho, liegt knapp 1000m unter Cabanaconde mitten im Canyon. Jeder Schritt auf dem Pfad abwärts wirbelt kleine Staubwolken auf und ich will mir nicht vorstellen, hier mit einer ganzen Touristengruppe entlang zu trampeln. Nach 2,5 Stunden Abstieg, kommt uns das Mittagessen in der „Posada Roy“ dann auch gerade gelegen. Die gemütliche Herberge ist eine kleine, grüne Oase, im ansonsten eher trocken – felsigen Canyon. Hier lassen wir die Seele etwas baumeln, bevor es weiter Richtung Tapay geht.
Ruhe in Tapay
Erst nachmittags, der gleisenden Sonne aber trotzdem fast schutzlos ausgesetzt, geht es drei Stunden bergauf. Im Canyon ist Tapay mit 3000m über dem Meeresspiegel der höchste Ort und somit bei Touristen nicht wirklich beliebt. Besser so und auch der Abstecher zu den nahegelegenen Ruinen „Quaqua Tapay“ lohnt sich wirklich. Wer die alten, verfallenen Gemäuer genauer erkundet, findet sogar ein offenes Grab, inklusive ausgeblichener Knochen, Schädel und einiger Wirbelteile. Angekommen in Tapay fühlen wir uns wie die einzigen Touristen. Es gibt zwar drei kleine Herbergen am Ort, aber in der, in der wir unterkommen, sind wir definitiv die einzigen Gäste. Nach Cusco und Puno ist das zur Abwechslung auch ganz angenehm.
Heiße Quellen in Llahuar
Wer in Tapay schläft, hat am folgenden Tag drei Möglichkeiten. Entweder geht es über die beliebte Oase Sangalle wieder nach Cabanaconde, man geht die Straße entlang bis nach Llahuar, oder man biegt auf eben diesem Weg noch einmal ab und steigt bis nach Fure auf. Wer sich für letztere Möglichkeit entscheidet, muss noch zwei weitere Nächte im Canyon verbringen, oder sehr fit sein. Da es uns der erste Tag im Canyon wirklich angetan hat, entscheiden wir uns für Llahuar. Den Ort erreicht man leider nur entlang der Fahrstraße. Das ist aber kein Problem, denn an dem unglaublichen Ausblick kann man sich ohnehin nicht satt sehen. Etwas mehr als vier Stunden dauert der Abstieg und ist somit absolut erträglich. In Llahuar angekommen sollte man sich definitiv für das Hostel entscheiden, das auf einem großen Plakat mit Pools und heißen Quellen wirbt. Die Becken sind direkt am Fluss und es ist großartig, sich erst in der kalten Strömung ein wenig zu erfrischen und anschließend das 38 Grad warme Wasser der heißen Quelle zu genießen. Am besten in Verbindung mit einem kühlen Bier.
Wer sich wie wir für Llahuar als letzte Station im Canyon entschieden hat, muss am folgenden Tag über 1200m wieder aufsteigen. Das ist auf jeden Fall der Höhenunterschied zurück nach Cabanaconde. Es gibt zwar auch einen Minibus, der sich gegen Mittag tapfer die kurvige Straße aufwärtsschiebt. Für uns ist der aber keine Option. Mindestens fünf Stunden dauert es von Llahuar nach Cabanaconde. Wir glauben zwar schneller zu sein, als wir das Hochplateau nach schon nach knapp vier Stunden erreichen. Bevor die ersten Häuser des Ortes auftauchen sind wir aber noch eine gute Stunde auf der Klippe unterwegs. Ankommen ist eine Erleichterung, denn mittlerweile treiben uns nur noch Hunger und Erschöpfung an. Mit zwei Cola und ein paar Süßigkeiten bewaffnet klettern wir dann auch direkt in den Bus nach Arequipa.
Fazit: Wer nach Arequipa kommt sollte sich nicht nur die Stadt anschauen, sondern auch definitiv den Colca Canyon. Mit etwas mehr Zeit braucht man auch keine Tour in Arequipa zu buchen und kann das Erlebnis so sicherlich mehr genießen. Geführte Touren für 2T/1N starten am ersten Tag schon um drei Uhr morgens in der weißen Stadt und an mehr Schlaf ist auf der kurvigen Straße sicherlich nicht zu denken. Eine Nacht in Cabanaconde zu verbringen und danach ausgeschlafen zu starten ist deutlich angenehmer. Außerdem entkommt man den allgegenwärtigen Touristengruppen nur auf eigenen Faust. Denn auch im Colca Canyon schieben sich am späterem Vormittag die Karawanen abwärts und belagern die Oasen.
Ein paar Tipps:
- Die Touristeninfo in Arequipa hat nicht nur die Abfahrtszeiten der Busse nach Cabanaconde parat, sondern spendiert auch nützliche, aber eher ungenaue, Karten.
- Wahrscheinlich hilft jedes Hostel in Cabanaconde bei der Planung von Trecks durch den Canyon, aber das Pachamama gehört einem ehemaligen Wanderführer und seine Karte ist sicherlich die beste, die man für lau bekommen kann. Außerdem ist die Pizza der Hammer.
- Im Colca Canyon ist es fast das ganze Jahr hindurch unerbittlich Sonnig. Deshalb unbedingt Hut, Brille und viel Creme mitnehmen.
- Feste Wanderschuhe sind zwar kein Muss, aber durchaus nützlich auf den steinigen Pfaden.
- Wlan sucht man im Canyon vergeblich und auch in Cabanaconde ist Internet eher rar, deshalb Handy aus und sorgenvollen Verwandten vorher Bescheid geben, dass man einige Tage nicht erreichbar ist.