Boyacá ist eine der schönsten Gegenden Kolumbiens. Grüne Berge bis zum Horizont, das Dorf Monguí und der Paramo, das Ökosystem mit der größten Artenvielfalt der Welt, gehören zu den Highlights im Land der Muiscas.
Monguí ist ein Bergdorf in der Nähe von Sogamoso, in der Region Boyacá in Kolumbien. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Über den Strassen voller weiß gestrichener Kolonialbauten trohnt der Monte Sagrado mit einer kleinen Kapelle und einem Kreuz, die schon von weitem zu sehen sind. In Monguí wohnen knapp 5000 Menschen – jeder kennt also jeden – und Maria, unser Guide auf einem Treck durch die Bergwelt, betont: „Hier ist alles sicher. Wir hatten hier nie Guerilla oder Banditen. Für uns war es schon ein Skandal, dass ein paar Jugendliche beim Mariuhana rauchen erwischt wurden.“
Wir treffen Maria um 8:00 morgens am Vor der Kirche in Monguí. Sie ist fitt, gut gelaunt und sofort wird klar: Die Frau ist ein wandelndes Lexikon. Sie weiß nicht nur über die Region und den Ort genauestens Bescheid, sondern erweist sich während des Trecks auch als Expertin in Sachen Muisca Kultur. Sie kennt die eigenen Wurzeln und engagiert sich dafür die beinahe ausgestorbene Kultur wieder aufleben zu lassen.
Die Lebensweise der indigenen der Region wurde von den Spaniern und ihren Missionaren fast ausgerottet. Was den Muiscas heilig war, verurteilten die Spanier als Teufelswerk und Hexerei. Die pazifistische, naturverbundene und hoch entwickelte Kultur der Indigenen wurde von den Eroberern unterdrückt und geriet fast in Vergessenheit. Was bleibt sind Fachbegriffe für Pflanzen und heilige Orte in ihrer leider ausgestorbenen Sprache und natürlich Marias tiefe Verbundenheit zu ihren Wureln.
Mit einem Buch über die traditionell vegetarische Küche der Muiscas, will sie wenigstens einen Teil der verlorenen Kultur wieder aufleben lassen. Das geht Hand in Hand mit der Bewahrung und Erschließung des Paramo und der wunderschönen Berglandschaft um Monguí.
Im Paramo auf den Spuren der Muiscas
Der Treck den unsere kleine Gruppe mit Maria macht, beginnt in Monguí auf etwa 2900m über dem Meeresspiegel. Meist moderat steil geht es durch die verschiedenen Zonen des „Paramo“. Das Ökoystem hier ist eines der seltensten der Welt. Es existiert nur in Kolumbien und einer Hand voll anderer Länder. Gleichzeitig beherbergt es auf einer Höhe zwischen 3000 und 4000 Meter die größte Artenvielfalt der Welt. Ausserdem liefert der Paramo 70% des Frischwassers für die gesamte Region. Verantworlich hierfür sind Pflanzen wie die Frailejones, ein Art verkrüppelter Palme, die über ihre gewebeartigen Blätter Regen und Tau auffangen, speichern und wieder abgeben.
Leider sind sowohl der empfindliche Paramo und die Frailejones in Gefahr, erklärt uns Maria. Unwissende Touristen trampeln abseits der Wege über die Vegetation und ignorante Bauern, oder solche, die keine andere Wahl haben, lassen ihr Vieh im Paramo weiden. Zusammen mit anderen hat es sich die Bergführerin zur Aufgabe gemacht, das Gebiet zu schützen. Über den Ökotourismus will sie den Bauern hier eine Alternative beiten, während Touristen unter der Aufsicht von Guides oder auf ausgeschilderten Wegen diese unglaubliche Bergwelt erkunden.
Durch Canions, Spalten und Tunnel
Jetzt aber doch ein paart Worte über den Treck, auf dem wir Maria bei Sonneschein, Regen und Wind folgen. Während die erste Hälfte eher eine Vorlesung zur Biodiversität im Paramo ist, werden wir am höchsten Punt auf 3900m mit einer unglaublichen Aussicht belohnt. Der Aufstieg lohnt sich also wirklich und das richtige Abenteuer beginnt danach. Maria führt und durch natürliche Schluchten und Canions, wir klettern durch Spalten und kriechen fast durch Tunnel. All das macht nicht nur rießig Spaß, sondern soll uns auch ein wenig die Naturverbundeheit der Muiscas näher bringen. Und tatsächlich kann ich es verstehen. Das satte grün, das ständig wechslende Wetter und die beeindruckenden felsen schaffen eine Atmosphäre, die nicht von dieser Welt scheint. Es ist nicht schwer, so wie Maria in dieser Landschaft das göttliche zu sehen.
The Muisca World
Posted by Tobi Karrer on Donnerstag, 9. Juni 2016
- Nach Sogamoso kommt man sehr einfach von Bogotá aus. Der Superdirecto fährt nur knapp zweieinhalb Stunden auf einer sehr gut ausgebauten Autobahn und kostet 25.000 Pesos, ungefähr sieben Euro also.
- Von San Gil oder Bucaramanga ist die Reise etwas weiter. Mit dem Bus geht es nach Tunja und von dort aus in einer Stunde nach Sogamoso.
- In Sogamoso wendet man sich am besten an die Finca San Pedro. Hier gibt es nicht nur ein Dorm – Bett für nur 30.000 Peso (leckeres Frühstück inklusive), sondern auch eine Yoga Schule und einen sehr bemühten Besitzer, der Trecks organisiert und auf alle Fragen eine Antwort weiß.
- Die Gegend ist sicher, man kann also auch alleine trecken. Es lohnt sich aber definitiv, mindestens einmal mit einem Guide im Paramo unterwegs zu sein, um zu wissen, auf was man in dieser Gegend achten muss. In einigen Bereichen gibt es zum Beispiel tiefe Spalten, die schon die Indigenas als „La tierra come hombres“ bezeichnet haben, oder nasse Stellen, in denen man wie im Treibsand stecken bleibt. Obwohl die Distanzen nicht zu weit sind, empfiehlt es sich trotzdem ein GPS mitzunehmen, denn die Sicht kann schnell sehr schlecht werden.
- Ausserdem ist es natürlich wichtig nicht hirnlos durch das empfindliche Ökosystem zu trampeln und darauf zu achten, so wenig Schaden wie möglich anzurichten.